Seit 1976 existiert eine Austauschpartnerschaft zwischen der Stadt Jerusalem, dem Land Tirol und seit 2010 ist auch Südtirol miteingebunden. Das Ziel ist die Aufarbeitung der Geschichte durch jährliche Besuche. Zusätzlich dazu versucht das Land Tirol auch durch weitere Programme das gegenseitige Kennenlernen der nächsten Generationen über die nationalen Grenzen hinweg zu fördern.

„Am Anfang kannte ich niemanden. Nicht einmal jemanden aus der Tirol-Gruppe. Aber jetzt nach zehn Tagen kann ich sagen, dass ich 23 neue, wundervolle Freunde gefunden habe. Es war großartig über unsere unterschiedlichen Traditionen, Religionen und politischen Situationen zu diskutieren. Auch wichtig war, dass wir gemeinsam Sport gemacht haben, denn so entstand eine spezielle Gruppenbildung, besonders an dem Tag, als wir in Südtirol im Regen Fußball gespielt haben.“
(Federico)
Über 40 Jahre schon lernt sich jedes Jahr Tiroler und Israelische Generation um Generation neu kennen. Immer sind es neue Menschen, die sich zum ersten Mal treffen. Und doch ist es jedes Jahr vertrauter, vorfreudiger. Warum? Weil es erwartbarer wird, wer das Gegenüber sein wird. Ein Mensch. Persönliche Freundschaften entstehen und halten und Freundschaft entsteht so auch zwischen den Ländern. Denn die Menschen, die sich durch die Austauschpartnerschaft kennen, gestalten ihre Länder. Das ist der Traum, den die Organisatoren vor fast 50 Jahren hatten, als sie die Initiative planten.

„Nie hätte ich mir vorstellen können, dass man sich in nur wenigen Tagen so näher kommen kann. Der Anfang war zwar etwas mühsam. Ich kannte niemanden und tat mir schwer, ein Gespräch anzufangen. Durch das Kennenlernen jedoch merkte ich, dass ich mit vielen Jugendlichen Gemeinsamkeiten hatte. Trotz der verschiedenen Religionen und Sprachen haben wir uns eigentlich alle recht gut miteinander verstanden. Gemeinsam kommuniziert haben wir auf Englisch. Heute habe ich deshalb keine Angst mehr davor, Fehler zu machen, wenn ich Englisch spreche. Vor allem aber bin ich durch dieses Projekt ein offenerer Mensch geworden. Denn auch wenn ich einige grundlegende Probleme, wie etwa politisch-existentielle mit denen sich Gleichaltrige auseinandersetzen müssen, nicht kenne, kann ich sie durch die Erfahrungen während des Austausches besser nachvollziehen.“
(Hannah, Südtirol)
Jedes Jahr im Februar reisen Tiroler Jugendliche nach Jerusalem und verbringen dort und in ganz Israel zehn Tage. Im Sommer kommen dann junge Israeli für eine Woche nach Tirol und für drei Tage nach Wien. Seit dem Jahr 2006 ist die israelische Gruppe anders zusammengesetzt als bis dahin. Jetzt kommen sieben jüdische und sieben arabische Jugendliche. So entstand mittlerweile ein tatsächlich internationaler, weil viergliedriger Charakter, der das Ziel einer Partnerschaft entstehen lässt: Perspektivenwechsel. Dadurch dass die Gruppen schon in sich eine Brücke zwischen kulturell unterschiedlich geprägten Biographien schlagen müssen und auch im Gegenüber eine solche kombinierte Gruppe antreffen, entstehen Fragen, die eben im Kennenlernen wieder beantwortet werden. Zwangsläufig werden auf diesem Weg Vorurteile abgebaut und Verständnis erwächst. Um das zu verdeutlichen, steht die Austauschpartnerschaft unter dem Motto Building Bridges.

„Kein Teilnehmer dieses Austausches hatte die Absicht, jemand anderen zu verletzen. Jeder respektierte den anderen. Alle wollten eine gute Zeit zusammen haben. Und das ist der Grund, warum ich Hoffnung für diese, unsere Generation habe, weil wir aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen können. Wir haben eine Chance, es besser zu machen. Dank des Internets können wir unseren Horizont erweitern und einen offenen Geist entwickeln. Das ist, was mich dieser Austausch gelehrt hat.“
(Karoline, Tirol)
Das Land Tirol hat darüber hinaus noch eine eigene Partnerschaft mit dem Land Südtirol. Mit Promemoria Auschwitz besuchen jährlich, ebenfalls im Februar, über 500 Jugendliche aus der Europaregion Tirol und andere mit ihnen kooperierenden Provinzen Italiens die Stadt Krakau und das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz.