Investitionen in die Tourismus- und Freizeitwirtschaft versprechen mitunter hohe Renditen. Gute Ideen, persönlicher Einsatz und ständige Weiterentwicklung vorausgesetzt. netzwerk tirol hat mit Dr. Nikolaus Huter, Geschäftsführer der Tiroler Beteiligungs- und Investmentgesellschaft Huter Invest, über eigene und generelle Beweggründe Tourismusvorhaben zu finanzieren gesprochen. Über Hotspots, Highflyer und ausländisches Kapital. Und darüber, warum sich antizyklische Wagnisse manchmal bezahlt machen.
Von Gabriela Stockklauser

Warum investieren Wirtschaftstreibende in die Tourismus- und Freizeitbranche?
Reisen ist ein Grundbedürfnis der Menschen, dementsprechend ist die Tourismusbranche sicherlich auch weiterhin ein stark wachsender Wirtschaftszweig. Wenngleich diese Entwicklung durch Corona vorübergehend etwas gedämpft wird.
Aber gerade wenn man in Tirol investiert, liegt ein Engagement in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft nahe.
Wer sollte in den Tourismus investieren und in welche Projekte?
Wenn man selbst gerne reist, steigt natürlich auch die Affinität zu Tourismusprojekten. Ich selbst komme nicht aus dieser Branche, weshalb der Anteil derartiger Investments am eigenen Gesamtportfolio untergeordnet bleiben wird. Dennoch tätigt die Huter Invest immer wieder, auch aktuell, einige Neuakquisitionen. Gerade bei Tourismusprojekten bleibt es aber nicht bei der einmaligen Investition, denn in der Branche ist in der Regel ein hoher persönlicher Einsatz erforderlich.
In welche Projekte man investiert, hängt, wie gesagt, von den individuellen Präferenzen ab. Aber gerade der Alpenraum bietet eine große Bandbreite an interessanten Projekten.
Für mich sind bei potenziellen Investments folgende Orientierungspunkte maßgeblich: Das Zukunftspotential von Betrieb und Standort sowie zukünftige Erweiterungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Doch wie bei jeder Investitionsentscheidung spielt natürlich auch das Baugefühl eine gewisse Rolle.
Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs Investieren. Ist er jetzt?
Antizyklisch zu investieren kann auch eine Strategie sein, da gerade Krisen vermehrt Chancen bieten. Das Bedürfnis der Menschen zu Reisen sind jedenfalls vor und nach Corona dieselben. Dementsprechend rechne ich mit einer kurz- oder mittelfristigen Erholung der Branche.
Was sind Ihre konkreten Investitionen derzeit?
Ich investiere grundsätzlich lieber in den Qualitätstourismus und dabei vorrangig in prosperierenden Urlaubsregionen. Unter anderem habe ich vor einem Jahr das Hotel Castello Sölden übernommen. Damit der Betrieb dieses Hauses nachhaltig sichergestellt ist, investieren wir hier noch zusätzlich eine erhebliche Summe in die Qualität. Ich möchte ein hochwertiges, innovatives Hotel-Resort in Top-Lage schaffen. Das heißt konkret, dass wir unseren Gästen geräumige Luxus-Apartments mit hohem Wohlfühlfaktor bieten wollen, kombiniert mit allen Annehmlichkeiten und Angeboten eines gehobenen Hotels. Ganz wichtig dabei ist für uns der optimierte Personaleinsatz, der für die Kunden aber ohne Qualitätsverlust ist. Das verlangt die Implementation von neuartigen Konzepten und Ansätzen, die sehr oft eine Kombination aus Tradition und urbanem Lifestyle vereinen.

Welche Bereiche waren in den vergangenen Jahren die lukrativsten? Wo gab es die höchsten Renditen?
Sogenannte Highflyer gibt es in jedem Segment, hauptsächlich aber freilich im Premium- und Luxusbereich. Die Gewinnmargen können bei Hotelbetrieben vergleichsweise hoch sein. Die tatsächliche Rendite relativiert sich jedoch aufgrund des vergleichsweise hohen Kapitalaufwandes. Eine wesentliche Rolle spielt für viele Investoren natürlich auch der Faktor Wertsteigerung.
Wie wichtig sind gute Ideen und wie werden Tourismus-Konzepte entwickelt?
Die Ansprüche und Anforderungen der Kunden ändern sich laufend. Gerade die Tourismusbranche lebt davon, sich dauernd und flexibel an diese anzupassen. Wer es schafft, neue Trends und Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und seinen Betrieb dementsprechend weiterzuentwickeln, wird langfristig erfolgreich sein. Gerade viele Tiroler Tourismusunternehmen und -destinationen verdanken ihren heutigen Erfolg der einstigen Pionierarbeit von Einzelnen.
Es gibt in dieser Branche unzählige Experten und Fachleute. Hausverstand und kundenorientiertes Denken sind aber meist die besten Ratgeber. Die Basis für ein Engagement im Tourismus muss immer die eigene, klare Vision sein, die dann mit mehr oder weniger externem Fach-Input umgesetzt werden kann.
Spielen Steuervorteile eine Rolle? Gibt es hohe Förderungen?
Steuervorteile sehe ich keine. Gewinne wird man generell nur in lukrative Projekte stecken. Die nachhaltige Wertsteigerung ist aber sicherlich ein wesentlicher Aspekt. Öffentliche Förderungen gibt es in dem Bereich leider kaum.

Cashcow Tourismus? Stimmt das?
Ich denke, der gehobene und qualitative Tourismus wird sich in Tirol auch zukünftig sehr gut entwickeln. Gerade die Top-Regionen werden wohl noch stärker werden. Leicht gemacht wird einem die Umsetzung von Investitionsprojekten allerdings nicht immer. Das stelle ich gerade bei einem größeren Bauvorhaben im Ötztal wieder fest. Für eine erfolgreiche Projektrealisierung bedarf es jedenfalls großer Ausdauer sowie eines langen Atems und eine Portion Individualismus.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihren Überlegungen?
Für mich spielt selbstverständlich auch das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle, sowohl hinsichtlich der Positionierung eines Projektes, aber auch was Personalpolitik oder Vermarktung betrifft. Das ist die grundlegende Basis für den Erfolg eines Vorhabens. Das berühmte schnelle Geld ist im Tourismus nicht leicht zu finden.
Wie einfach oder schwierig ist die Abstimmung mit den Anrainern bei großen Tourismusprojekten?
Wir nehmen natürlich bestmögliche Rücksicht auf Bedenken und Einwände von Anrainern. Diese sind allerdings oft stark von persönlichen Befindlichkeiten getrieben. Letztlich muss man Individualinteressen gegen etwaige geforderte Einschränkungen des Betriebskonzeptes gegeneinander abwägen.
Wer hat Ihrer Meinung nach für die notwendige Infrastruktur, etwa für Kläranlagen oder Straßen, zu sorgen?
Grundsätzlich liegen Infrastrukturinvestitionen auf Seiten der Gemeinde. Diese verrechnet ja auch die entsprechenden Anschlussgebühren.
Teilweise beherrschen Investoren oder Banken ganze Regionen. Wird der Tourismus künftig von außen geprägt werden und nicht mehr von innen durch ortsansässige Unternehmer?
Leider wurden in den letzten Jahren zahlreiche Familienbetriebe geschlossen oder verkauft. Es gibt aber genauso viele positive Beispiele für erfolgreiche Traditionsbetriebe, die bereits über Generationen gut funktionieren. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn möglichst viele Betriebe in einheimischer Hand bleiben würden. Aufgrund oft ungeregelter oder unsicherer Nachfolgesituationen insbesondere im Tourismus ist künftig aber noch mehr mit Verkäufen oder Schließungen zu rechnen. Will man in Tirol einen gewissen touristischen Standard aufrechterhalten, ist man auch auf internationales Kapital angewiesen. Die Politik ist gefordert, hier entsprechende Rahmenbedingungen und Spielregeln zu schaffen.
Übrigens: Selbst ich als Tiroler wurde kürzlich in einer Tiroler Gemeinde von einzelnen Kritikern als auswärtiger Investor bezeichnet.