An einem bunten Oktobersamstag lud die „Burschenschaft Furia zu Innsbruck“ zu einer Fahrt ins „Goldene Matriarchat“ ein. Ein Erlebnisbericht.
Von Gabriela Stockklauser
Anm. d. Red. 2: Trotz intensiver Bemühungen war es der Redaktion nicht möglich, Bildmaterial von der Burschenschaft Furia zu erhalten. Grund: Systempresse.
Anm. d. Red. 2: Um Missverständnissen vorzubeugen: Tatsächlich handelt es sich bei der Burschenschaft Furia um eine reine Frauenschaft. Wie viele Mitgliederinnen sie hat, konnte oder wollte sie nicht sagen. Nur so viel: “Wir werden täglich mehr!” Likes auf Facebook zählt die Furia knapp 1.923 (Stand 28. Feber 2020).

Um Missverständnissen von vornherein vorzubeugen: Tatsächlich handelt es sich bei Furia um eine reine Frauenschaft. Wie viele Mitgliederinnen sie hat, konnte oder wollte sie nicht sagen. Nur so viel: „Wir werden täglich mehr!“ Likes auf Facebook zählt die Furia knapp 2.000.
Da wollte ich schon immer hin
Es war also an besagtem bunten Oktobersamstag, als ich mich um 12.45 Uhr am ausgeschriebenen Treffpunkt einfand. Rechtzeitig, um bei der ersten von drei „Matriarchatsreisen“ dabei sein zu können.
Bis dahin war ich noch nie im Matriarchat gewesen, wollte aber immer schon einmal hin. Deshalb freute ich mich auf die historischen Schauplätze in Innsbruck, die an die großen Frauen des Landes erinnern. Ich war gespannt darauf, was Furia über die kleinen, oft übersehenen oder vergessenen matriarchalen Territorien Tirols zu erzählen hätte.
Eine Feministin darf das nicht
25 Minuten nach Reisebeginn dachte ich mir zum ersten Mal bewusst, wie gesegnet ich doch bin, ganz systemkonform in einem friedlich-höflich-zuvorkommenden Patriarchat zu leben. Und ja: Ich schäme mich für diesen Gedanken, den eine sich selbst als Feministin verstehende Frau doch eigentlich nicht zu denken hat. Warum tat ich es trotzdem? Weil ich in den ersten zehn Minuten wohl so ziemlich alles falsch gemacht habe, was eine falsch machen kann. Ich musste erkennen, dass nur eines an mir richtig war: Ich bin eine Frau. Männern hat die Burschenschaft die Matriarchatsreise nämlich bereits in der Ankündigung verwehrt. Auf dem Flyer war zu lesen: „Für die männlichen Begleiter gibt es einstweilen ein Alternativprogramm. Da ihr Geist von historischem Wissen nur unnötig belastet wird und sie sich all zu leicht echauffieren, haben sie währenddessen die Gelegenheit, sich bei Handarbeit und Fitness zu vergnügen.“ Na sehr gut, die Vorzeichen, nicht stricken oder Aerobic machen zu müssen, standen gut für mich. Alles positiv.

Mit der Systempresse reden wir nicht
Zumindest bis ich mich als Journalistin zu erkennen gab. Hatte frau mich zunächst freundlich und mit „Du“ begrüßt, gefroren die Blicke der Furien (Anm. d. Redakteurin: Leider weiß ich bis heute nicht, ob diese Bezeichnung für Furia-Mitgliederinnen so richtig ist.) zu Eis: „Wir reden eigentlich nicht mit der Systempresse.“ Eh schon sehr nett, dass frau mir das sagte, wo doch mit einer wie mir eigentlich nicht geredet würde. Die Ausgrenzung führte mir vor Augen, woran ich bis dahin nicht gedacht habe, weil ich mich doch als eine von ihnen gefühlt habe. Ihre Ziele unterstütze ich. Ihre Initiative finde ich gut. Aber sie mich nicht. Deshalb fragte ich zurück, warum Furia denn nicht wolle, dass ihre Inhalte medial bekannter würden. Fehler Nummer zwei. Natürlich wolle frau dies nicht, meine Ansprechpartnerin war gleichzeitig vom amikalen „Du“ zum distanzierten „Sie“ gewechselt: „Wir wollen nicht, dass Sie über uns berichten. Wir reden selbst über Angelegenheiten, die uns betreffen. Wir schreiben unser eigenes Narrativ.“ Ich notierte das Gesagte Nicht-Reden der durch mich personifizierten Systempresse.

Die Lust aufs Matriarchat verging
Ob ich denn als Frau mitfahren könne, privat quasi, so ganz ohne berufliche Absichten, lautete meine nächste Frage. Theoretisch natürlich ja, aber die Tickets seien leider schon alle vergeben. Im Bus stehen dürfe ich nicht, das wäre, nun doch ganz systemimmanent laut StVO, untersagt und am Busboden sitzen ginge auch nicht. Nicht bei dieser ersten Reise des Tages und auch nicht bei den nächsten beiden, denn die seien freilich auch schon ausgebucht.
Privat war mir jetzt die Lust aufs Matriarchat vergangen. Zum Glück war ich auch die Systempresse und die blieb. Ob sie mir vorab jetzt ein bisschen etwas erzählen könne über die historisch-matriarchalen Schauplätze, zu denen die anderen Frauen gerade reisen? Darüber müsse ich mit der Pressesprecherin reden. Schlusswort und Punkt. Ob die auch da wäre? Ja. Punkt. Statt der Fahrt ins „Goldene Matriarchat“ wird es gleich ein goldenes Interview geben.

Die Börse kann auch golden sein
Auftritt Pressesprecherin mit versteinerter Miene. Die erste Frage: „Warum heißt es Burschenschaft, wo es doch eine reine Frauenschaft ist?“ Ob ich denn nicht wisse, dass Bursche nichts mit Männern zu tun habe. So absolut überhaupt gar nichts! Etymologisch komme das Wort von „bursia“ und bedeute Gemeinschaft, habe nichts, „Also nun wirklich gar nichts!“ mit Männlichkeit zu tun. Merken Sie sich das, liebe Leserinnen! Weitere Fragen brauchte sie dann nicht. Sie ging ohne diese zuzulassen weg. Das war es dann. Schluss, aus, vorbei war die Reise ins goldene Matriarchat. Ich musste in der patriarchalen Welt bleiben. Wo mich Männer schlecht behandeln und nur Frauen Frauen helfen können. Verwirrt stolperte ich heim, während ich ergoogelte, dass Bursche von der lateinischen Bursa kommt und das Beutel und gemeinsame Kasse bedeutet.