
Estland ist eines der drei Balkan-Länder, das immer verwechselt werden und zwar mit … genau, Kroatien, und Slowenien. Nein, Estland ist Teil des Baltikums, gemeinsam mit Lettland und Litauen. Die richtige Zuordnung der Hauptstädte ist aber gleich kompliziert, wie sieben mit acht zu multiplizieren oder zu wissen, wofür Albert Einstein den Nobelpreis erhielt. Die Antworten lauten: Estland-Tallinn, Lettland-Riga, Litauen-Vilnius, 56 und das Gesetz des photoelektrischen Effekts.

Estnisch ist die fünftschwerste Sprache der Welt. Im PISA-Ranking haben die Schülerinnen und Schüler den dritten Platz erreicht. Die Alphabetisierungsquote beträgt 99,8 Prozent, was Rang 2 bedeutet. Weltspitze ist Estland aber bei Topmodels: auf eine Million Esten kommen 74 Topmodels. Platz 1.

In Tallinn sind für Einwohner die öffentlichen Verkehrsmittel seit 2013 gratis. Eine vierköpfige Familie erspart sich ein Monatsgehalt pro Jahr. Die dadurch entstandenen Mehrkosten für die Stadt, 18 Millionen pro Jahr, wurden durch den Zuwachs der Bevölkerungszahl bereits nahezu kompensiert.

Knapp über 20.000 Euro beträgt das Bruttoregionalprodukt pro Kopf in Estland. In Tirol liegt es bei etwa 46.000 Euro. Digitalisierung allein hilft noch nicht …

Genau 2.222 Inseln liegen im Meer vor Estland. In Flüssen und Seen sind es nochmals 133 Stück. Insgesamt sind aber nur 19 von ihnen bewohnt. Im Osttiroler Neualplsee gibt es auch eine Insel. Im Juli 2019 lebte zumindest an einem Tag im Jahr ein Schaf auf ihr.

In Estland leben Frauen durchschnittlich 82,6 Jahre. Männer nur 73,8. In Tirol sind es im Vergleich dazu bei Frauen 85 Jahre und bei Männern immerhin 80,6 Jahre. Macht die Bergluft den Unterschied?

Estland weist einen hohen Grad an Digitalisierung auf. Bereits Ende der 1990er Jahre hatte jede Schule Zugang zum Internet. Heute hat das Land die höchste Startup-Rate pro Kopf in Europa. Bekanntestes Beispiel: Skype. Seit 2015 können Ausländer eine e-Residency beantragen, eine digitale Identität. Berühmteste Beispiele: Shinzo Abe und Papst Franziskus.

Estland streitet mit seinem Nachbarn Lettland, wer den Christbaum erfunden hat. Lettland kann das Jahr 1510 belegen. Estland behauptet, schon 1441 einen Baum aufgestellt zu haben. Kann als Beleg aber nur den Konjunktiv verwenden. Mittlerweile wird der Nachbarschaftsstreit wie der Christbaum selbst als Tradition bezeichnet.

Estland besitzt ein flächendeckendes Ladesystem für e-Autos. Alle 40 bis 60 Kilometer befindet sich eine Schnellladestation, auch auf den Inseln. Die Errichtung und Betreibung erfolgt auf Initiative und durch den Staat. In Tirol und Österreich gibt es das so nicht.

Estland ist mit 8,4 Prozent der Wirtschaftsleistung verschuldet und somit der am geringst verschuldete Staat der Europäischen Union. Österreich steht mit 73,8 Prozent in den Schuldbüchern. Der EU-Durchschnitt liegt bei 80 Prozent.

Was in Tirol das Skifahren ist, ist in Estland das Singen. Alle fünf Jahre findet das Liederfest statt. Erstmals fand es 1869 zur Stärkung des Nationalbewusstseins und also in Abgrenzung zu Russen und Deutschen statt. Im Juli 2019 nahmen beim öffentlichen Singen unter freiem Himmel fast 33.000 Sängerinnen und Sänger teil. Nahezu 200.000 Menschen, also ein fast ein Sechstel der estischen Bevölkerung waren live vor Ort.

Die Arbeitslosenrate beträgt in Estland rund fünf Prozent, was auf die seit 1991 rückläufige Bevölkerungsentwicklung zurückzuführen ist. Die zunehmende Überalterung spitzt den Mangel an Arbeitskräften in den kommenden Jahren noch zu. Erst seit vier Jahren weist Estland wieder ein Bevölkerungswachstum auf. In Tirol liegt die Arbeitslosenrate bei rund drei Prozent und die Bevölkerung wächst jährlich um circa 0,5 bis 0,6 Prozent.

15 Minuten werden in Estland benötigt, um eine Firma zu gründen. Drei Minuten dauert es, die Steuererklärung zu machen. Es gibt nämlich nur fünf Abgaben und eine 20-Prozent Flat-Tax auf Einkommen. Estnische Steuerberater gibt es kaum.