Einen Monat nach dem Spaziergang in Schwaz spricht Bürgermeister Dr. Lintner über dabei aufgenommenen Stimmen und Meinungen seiner Bürger.
Von Maximilian Brustbauer

Obwohl viele Wohnungen gebaut werden, herrscht Knappheit beim leistbaren Wohnen. Wie reagiert die Stadt und wo sind die Grenzen der Möglichkeiten der Stadt?
Der Standort Schwaz ist sowohl zum Wohnen als auch zum Arbeiten sehr attraktiv, weil von hier aus alle Verbindungen gut funktionieren. Ständig bemühen wir uns um leistbaren Wohnraum, der mit Wohnbauförderung errichtet wird und wir waren die erste Stadt Tirols, die ein Fünf-Euro-Wohnprojekt umgesetzt hat.
Ein Gesprächspartner hat erzählt, dass Schwaz früher eine sehr arme Stadt war und es heute vielen besser geht. Wie wird dieser hohe Lebensstandard erhalten bleiben?
Vor 500 Jahren war Schwaz durch den Silberbergbau reich und mächtig, der Brand im Zuge der Freiheitskriege von 1809 hat einen Großteil der historischen Substanz vernichtet und Armut und Elend erzeugt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte das wirtschaftliche und soziale Leben wieder dynamisch entwickelt werden und heute gelingt es uns, ein hohes Maß an Zufriedenheit und eine positive Atmosphäre zu erhalten. Gerade im Zentrum entsteht derzeit zusätzlicher Wohnraum. Gleichzeitig wird mit dem Denkmalamt die Revitalisierung von alter Bausubstanz ermöglicht und weiters auch zusätzliche neue Arbeitsplätze geschaffen.
Viele Schwazer haben mit Wehmut über die alte Tabakfabrik gesprochen? Warum wurde die Bausubstanz nicht gewahrt und in dieser ein Einkaufszentrum errichtet?
2005 wurde uns überraschend die Schließung der Tabakfabrik mitgeteilt. Es war notwendig, mitten im Zentrum von Schwaz eine große Tiefgarage zu errichten und den Handel wieder von der Peripherie in das Zentrum zurückzuführen. Die Errichtung des Stadtsaales und eines großen städtischen Platzes sollte auch in Verbindung mit der Tiefgarage das soziale Leben fördern. All diese Ziele konnten mit der Errichtung des Einkaufszentrums auch verwirklicht werden.
Durch das Einkaufszentrum entstanden viele Jobs, die Geld in die Stadtkasse bringen, von der die ganze Bevölkerung profitiert. Wird das durch die Bevölkerung anerkannt?
Die Bevölkerung schätzt das neue Angebot und die Qualität in der historischen Altstadt und die Frequenz bestätigt, die Entscheidung der Gemeinde.

In vielen anderen Gemeinden, die wir schon porträtiert haben, wurde von der Bevölkerung angesprochen, dass ein Einkaufszentrum, ob am Rand oder außerhalb der Stadt, die vormals belebte Innenstadt austrocknet. Auch einige Schwazer haben dieses Gefühl, trotz des Leerstandsmanagements. Was kann hier noch verbessert werden oder fehlen die Personen, die aktiv werden würden?
Der Stadt ist es mit dem Stadtmarketing gelungen, fast alle Geschäftslokale in der Innenstadt zu besiedeln und wir bemühen uns auch weiterhin ein attraktives Angebot zu fördern und die Serviceleistung besonders auch durch die Gastronomiebetriebe zu stärken.
Etliche aktive Bürger, die sich für eine Belebung engagieren, haben die Unterstützung durch die Politik lobend erwähnt. Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz?
Die Organisation von Shoppingnights, Handwerkermärkten und Angeboten rund um die Feste im Jahreskreis wie Weihnachten oder Ostern werden sehr gut angenommen. Unser kulturelles Leben lebt von einer positiven Atmosphäre und einer tollen Bereitschaft vieler ehrenamtlicher Personen. So gibt es in unserer Stadt zehn Theatergruppen, mehrere Chöre, zwei Musikkapellen und diverse Kulturprojekte wie den Silbersommer, Outreach oder die Klangspuren, die Sommerkonzerte und auch Projekte der Schulen, die ein reiches soziales Leben gewährleisten. Besonders stolz bin ich auf den Silbersommer, der seit 25 Jahren unter dem Motto SchwazerInnen für SchwazerInnen einen bunten Reigen von Kulturangeboten bereitstellt.
Der typische Schwazer ist ein liebenswürdiger Streithansl, hat ein anderer Gesprächspartner gesagt. Wie findet die Kommunikation zwischen Bürger und Bürgermeister statt?
Die Kommunikation erfolgt direkt und in sehr vielen persönlichen Kontakten. Wichtig ist mir immer, mit allen Menschen in unserer Stadt eine gute Gesprächsbasis zu finden und offen für Anregungen und Ideen, aber auch für konstruktive Kritik zu sein.
Wie erfahren Sie von den Anliegen der Schwazer?
Vielfach geschieht das durch persönliche Ansprache, etwa bei Bürgerforen, aber auch via der elektronischen Medien.
Was würden Sie gerne unternehmen, um das Interesse an Politik in der Bevölkerung wieder zu steigern?
In unserer Stadt gibt es ein sehr hohes Interesse an der Gestaltung und am Mitwirken bei Entscheidungsprozessen und mir war und ist es immer wichtig, über Rathausinformation und unsere Homepage eine offene Information und Kommunikation zu führen.