Die Isolation während der Corona-Krise war für die Musiker Tobias Vedovelli und Michael Tiefenbacher auch Inspiration und führte zum Austausch mit 14 weiteren Musikern. Die auf diesem Wege entstandenen Kompositionen werden am 2. und 3. September am dafür geschaffenen Festival onQ.20 im Wiener Porgy & Bess gezeigt.

Musik braucht Bühne und Publikum, zumindest wenn sie live konsumiert werden soll. Während der Quarantäne der letzten Monate war es aber doch eher still auf den Bühnen. Aber auch Stille ist Voraussetzung für Musik, nämlich für den Akt des Komponierens. Der gebürtige Vorarlberger Tobias Vedovelli und der gebürtige Nordtiroler Michael Tiefenbacher nutzten diese Phase, um also produktiv zu sein. „Begonnen hat alles im Ursprung nur als kreativer Zeitvertreib mit dem Austausch von Kompositionsideen und -skizzen“, erzählt Vedovelli. „Die Idee wuchs aber recht schnell, da es aus künstlerischer Perspektive in einer solch prekären Situation ohnehin kaum andere Möglichkeiten gibt, als an Projekten zu arbeiten, die in die Zukunft blicken, aber jetzt schon umsetz- und planbar sind. Zumindest abseits von gratis Streaming- und Wohnzimmerkonzerten und den teilweise recht restriktiven und unzugänglichen Töpfen der Regierung.“

Tiefenbacher hat nach der Schule in Landeck am Tiroler Landeskonservatorium Jazzklavier studiert, später setzte er das in Wien fort. „In Wien sind die Möglichkeiten größer und vielfältiger. Ich wünsche mir daher von der Tiroler Politik ein aktiveres und stärkeres Bekenntnis zur Kulturszene. Es gibt sehr viele Künstler, Initiativen, Projekte, Veranstalter und so weiter, die über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind, aber vom Land Tirol und ihren Heimatgemeinden bei weitem nicht in dem Ausmaß unterstützt werden, wie das angemessen und auch sinnvoll wäre.“ Er selbst hat immer wieder den Kontakt mit Tirolern gesucht und beispielsweise mit Matthias Pichler, Wolfgang Mitterer, Christoph Pepe Auer und der Band White Noise, Christoph Dienz und vielen anderen zusammengearbeitet.

Die fehlende Unterstützung führt seiner Meinung nach auch dazu, dass sich Künstler ab einem gewissen Zeitpunkt nach anderen Möglichkeiten, sprich Orten, umschauen müssen, da sie in Tirol begrenzt sind. Dass das zum Nachteil der Tiroler Kulturlandschaft und des gesamten Bundeslandes ist, liegt eigentlich auf der Hand. Es wird hier auf viel Potential verzichtet und das schon seit vielen Jahren, „denn etliche Tiroler Künstler sind national und international überaus erfolgreich. Deren quasi Mehrwert für Tirol liegt allerdings brach. Schade, dass in Tirol immer noch alles dem Tourismus untergeordnet wird und sich dieser Maschinerie unterordnen muss“, so Tiefenbacher.
Diesen Herausforderungen, denen sich viele Künstler immer schon stellen mussten, sind durch die Corona-Quarantäne auch Vedovelli und Tiefenbacher wieder begegnet. Der Ausnahmezustand war also nicht ganz die Ausnahme. „Aber besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen“, ergänzt Tiefenbacher. „Diesem Prinzip folgend haben wir versucht, dem vorherrschenden Ausnahmezustand mit größtmöglicher Kreativität zu begegnen. Einerseits um die außergewöhnliche Situation, so viel Zeit alleine zuhause zu haben, in musikalischen Output umzusetzen, andererseits um auch für viele Künstler ein Betätigungsfeld zu schaffen.“
Als Abschluss der Quarantäne und des Festivals im September werden die Kompositionen, einmal während der Quarantäne im Home-Office und einmal live und frei von Isolation im Porgy & Bess aufgenommen, einander auf einer CD gegenübergestellt. Tickets gibt es schon jetzt auf www.onq20.com zu kaufen und wer möchte, kann das onQ.20 auch durch eine Spende unterstützen.